Und wieder ist ein Jahr vergangen. 2018 neigt sich dem Ende zu und das Jahr 2019 rückt näher. Ich knapp fünf Wochen ist schon Weihnachten und ich blicke auf ein turbulentes Jahr zurück. Ein Jahr mit einer großen Veränderung. Eine Veränderung, welche mich die nächsten Lebensjahre beschäftigen wird: Wir sind in unser eigenes Haus gezogen. Was ursprünglich mit „Wir können ja mal schauen!“ begann, ist nun zur Realität geworden. Und damit einher gehen viele, kleine Veränderungen, welche sowohl das analoge, als auch das digitale Leben beeinflussen.
Zum ersten Mal bin ich mit dem Netz innerhalb unseren vier Wänden zufrieden. Es gibt genügend stabile LAN-Anschlüsse und soviel WLan, wie man tragen kann. Der Datendurchsatz zu unserem NAS ist – Trunking (Bündelung) sei Dank – 2 x so hoch, als er in der alten Wohnung war. Mein Smartphone fällt nicht mehr alle paar Minuten von „Arbeitszimmer-WLAN“ ins „Wohnzimmer-WLAN“, da es jetzt ein stabiles WLAN im gesamten Haus gibt. Vorbei ist das ewige Überprüfen, ob man im richtigen Netz ist, wenn die Verbindung beim Telefonieren mal wieder stockt.
Allerdings gibt es auch Verluste zu beklagen. Die Verbindung zur digitalen Außenwelt – die WAN-Verbindung – ist Dank der Unfähigkeit der Telekom, nicht vorhanden. Es ist kaum zu fassen, aber im Jahre 2018 wohne ich zum ersten Mal an einem Fleck, an dem es keine moderne Breitbandverbindung gibt. LTE gibt es – selbst mit einer externen LTE-Dachantenne – nur in einer homöopathischen Dosis. Der Handyempfang ist im Haus nur an zwei Stellen halbwegs stabil möglich und einen Hausanschluss bekommt die Telekom nicht zu Stande. Und das, obwohl sie schon vor zwei Jahren, beim Kauf des Grundstückes, einen Glasfaseranschluss versprochen hat. Vor dem Einzug sah alles noch gut aus. Dann wurde der Termin verschoben und seit dem Einzug verschiebt sich der Termin immer wieder um einen Monat. An der Hotline bekomme ich immer wieder Versprechungen zu hören, welche in der Endkonsequenz nicht eingehalten werden können. Zu allem Übel kommt noch hinzu, dass das sowieso schon nur sehr schwach vorhandene LTE-Netz auch noch mit einer absolut lächerlichen Datendrosselung versehen wird. Die Telekom hält es für absolut ausreichend, wenn ein Haushalt, in dem zwei Rechner, zwei Tabletts, zwei Smartphones und diverse IoT-Installationen ihren Dienst verrichten, ganze 30 GByte pro Monat zur Verfügung hat. Aussage des Bauherrenservice: „Das ist ja nur eine temporäre Lösung, welche es Ihnen ermöglichen soll, ein wenig im Netz zu recherchieren und Homebanking zu betreiben.“
Liebe Telekom, eine temporäre Lösung, welche nun bald fünf Monaten andauert, ist nicht mehr temporär. Und bei instabilen 4 MBit/s MAX Verbindung, welche mit eurer lächerlichen Datendrossel beaufschlagt ist, bekommen Rechner kaum noch Updates. Meint ihr, dass es ist wirklich klug ist, mit solch einem Rechner, welcher vier Monate keine Updates gesehen hat, noch Homebanking zu betreiben? In welchen Zeitalter lebt ihr eigentlich? Jede Kontaktaufnahme mit euren Mitarbeitern lässt mich mehr daran zweifeln, das ihr die Richtigen für den Breitbandausbau in Deutschland seid und ich glaube nun, dass das Internet für euch tatsächlich Neuland ist. Selbst im Jahr 2018!
Was mit dem Verlust der gewohnten, breitbandigen Kommunikationskanäle einher geht, ist eine gewisse, digitale Entschleunigung. Wenn die meisten Spiele und Streamingdienste nicht mehr so gut funktionieren, hat man plötzlich wieder mehr Zeit. Mehr Zeit darüber nachzudenken, was man mit seiner Onlinezeit anfängt. Was mich auch zum eigentlichen Thema dieses Blogposts bringt: Was passiert mit meinem Blog. Rückblickend hätte ich diese Jahr viel mehr zu Schreiben gehabt, was ich aber nicht tat. Über das ganze Jahr verteilt, habe ich es gerade mal zu drei Entwürfen und zwei vollständigen (diesen hier nicht mitgezählt) Blogbeiträgen gebracht. Das ist in meinen Augen echt wenig. Nun betreibe ich hier keinen Lifestyleblog und möchte nur schreiben, wenn mich etwas wirklich beschäftigt. Was ist aber, wenn man nicht mal mehr über das schreibt, was einen bewegt? Ist es dann nicht besser, man schaltet den Blog ab, lässt ihn sterben?
Ich habe in der letzten Zeit viel darüber nachgedacht. Warum schreibe ich nicht mehr? Kann ich überhaupt noch schreiben? Liest das überhaupt noch jemand? Als ich damals mit dem Bloggen angefangen habe, war es für mich eher ein technisches Experiment. Ich wollte sehen, wie ein Blog technisch funktioniert und was man damit machen kann. Recht schnell fand ich jedoch Spaß daran, auch mal etwas zu schreiben. Am Anfang war es nur ein paar Bilder und kurze Gedanken, danach wechselte es zu Beiträgen über lustige Dinge und nützlichen Diensten. Ich hatte sogar zwei Reparaturanleitungen, welche sich großer Beliebtheit erfreuten. Es wurden Fragen gestellt und ich konnte helfen. Ich wurde gebraucht und das hat mir riesigen Spaß gemacht, mit fremden Leuten in den Kontakt zu treten Und ehe ich mich versah, hatte ich sogar Kontakt zu anderen Bloggern und beteiligte mich an Blogaktionen. Ich nahm „Stöckchen“ auf und klinkte mich in Verlinkaktionen ein. Das fühlte sich alles nach eine Art Familie an und wäre fast zu einem Bloggertrefen im Real gegangen.
Daraus wurde jedoch nicht. Mit der Zeit ließen die Aktionen nach und damit irgendwie auch mein Interesse. Ich hatte noch nie viel Leser und so fühlte ich mich auch nie verpflichtet, eine gewisse Regelmäßigkeit an den Tag zu legen, was meine Beiträge betraf. Ich begann mit dem Sport und viele Verbindungen brachen ab. Hier veröffentlichte ich nur noch technische Beiträge, welche zu meinen Bastelprojekten gehörten. Hier und da gab es dazu noch mal eine Rückmeldung, aber im Großen und Ganzen war nicht mehr viel los.
Versteht mich nicht falsch. Ich hatte auch damals schon viele Ideen, wie ich hier wieder mehr Leben rein bringe. Nur habe ich die nie in die Tat umgesetzt. Ich habe auch heute noch viele Ideen, jedoch bekomme ich mich einfach nicht motiviert. Woran das liegt? Ich vermute, es liegt an der Art und Weise, wie ich mich normalerweise motiviere. Ich bin extrem Zielorientiert. Im Sport habe ich eine Bewegung, eine Übung, welche ich können möchte und darauf richte ich meinen gesamten Trainingsplan aus. Sowas habe ich hier nicht. Ich weiß nicht, wo ich mit dem Blog hin möchte. Ich weiß noch nicht mal, ob man heute überhaupt noch bloggt. Was ich in meiner digitalen Blase wahrnehme ist, dass heute gefühlt jeder einen eigenen Channel auf Youtube oder einen Podcast hat. Darin wird alles verwurstet und der Konsument muss nicht lange lesen. Alles Andere wird über Twitter oder Instagram abgehandelt. Nicht viel Text oder nur ein Bild und fertig. Wenn man damit seine Toilettenzeit aufpeppt, die diese Inhalte auch schnell nebenher konsumiert. Ein Blog braucht aber Zeit. Ein Text möchte vom Schreiber wohl überlegt sein und der Leser muss gewillt sein, ein Teil seiner freien Zeit mit dem Lesen zu verbringen, ohne das er weiß, was er davon „bekommt“.
In den letzten zwei Wochen habe ich generell mal ein wenig in der Vergangenheit gewühlt. Den ersten Impuls dazu bekam ich durch die Ankündigung von WOW Classic von Blizzard. Ich sah mir den Stream von den Rocket Beans an. Dabei fiel der Satz: „…. da gehört viel mehr dazu, als das Spiel. Da gehören die Leute dazu, die im TS sind. Da gehört mein Studentenleben dazu. Da gehört mein 14-Uhr-Aufstehen dazu.“
Dieser Satz schickte mich gedanklich auf eine Reise in die Vergangenheit, welche darin endete, dass ich mich wieder einmal bei my.buffed.de blicken ließ. Dort war ich mal sehr aktiv. Was ich heute dort fand, war für mich sehr ernüchternd. Der damaligen Community-Plattform wohnte eine Blog-Funktion innen, welche ich zur „Dokumentation“ meiner Spielfortschritte und meines Zockerlebens nutze. Davon ist heute nichts mehr da. Meine gesamten Texte waren weg und die Community-Plattform ist zu einem schnöden, wenig besuchten Forum verkommen. Das zeigte mir sehr deutlich: Diese schöne Zeit ist nun Vergangen. Alle Verbindungen, welche ich darüber pflegte, sind auf immer verloren. Was mir noch bleibt, ist mein eigener Blog.
Wenngleich ich den Blog hier immer wieder in meine aktuelle Lebensphase mitgenommen habe, so fühlte er sich für mich wie eine Gepäckstück aus der Vergangenheit an. Es ist beruhigend, es bei mir zu wissen, jedoch ist der Blog schon lange nicht mehr Teil meines Lebens. Und das wurde mir gestern nochmals sehr verdeutlicht.
Über das Internet-Archiv habe ich für mich noch mal die einzelnen Lebensphasen meines Blogs Revue passieren lassen. Im besonderen Fokus stand dabei für mich nicht meine eigenen Artikel, sondern meine Blogrolle.
In der Anfangszeit hatte mein Blog noch eine aktive und gepflegte Blogrolle. Hier trug ich immer wieder Blogs ein, denen ich aktiv folgte, bzw. schmiss Blogs raus, denen ich nicht mehr folgte. Und schon damals war der eine oder andere, kleine Tod eines Blogs dabei. Als ich gestern wissen wollte, ob man noch bloggt und wie das mit der Blogrolle heute ist, bin ich auf diesen Artikel gestoßen: Linkliebe Die Bloggerin Lexa führt dort in einem Post die – ihrer Meinung nach – lesenswerten Blogartikel für November auf. Beim Lesen wird mir etwas klar: Das ist die heutige Blogrolle. Das ist der Mehrwert, den ich mir wünsche und welche für mich (heute) einen Sinn gibt. Meine damalige Blogrolle hat mit dieser moderneren Blogrolle überhaupt nichts mehr gemein. Mal ganz davon abgesehen, dass es von den damaligen Blogs in meiner Rolle es nur eine kleine Hand voll in die heutige Zeit geschafft haben, war sie auch nur eine Aufzählung. Es gab keine Ordnung, keine Beschreibung, keinen Mehrwert für den Leser, der sich sofort erschloss. Hier wäre für mich der erste Angriffspunkt, meinen Blog wieder zu einem Teil meines aktuellen Lebens zu machen.
Der zweite Punkt, welcher mir beim Lesen des Artikels um beim durchstöbern des Blogs ebenfalls wieder bewusst wurde: Man bloggt heute immer noch und ich lese Blogs. Meine Art des Lesens hat sich verändert. Wenn ich zu Anfangszeiten fremde Blogs gelesen habe, um eventuell Kontakte zu knüpfen, so lese ich sie heute, weil sie mich weiter bringen. Weil sie mir Dinge beibringen, Wissen vermitteln, welches ich mir sonst erst viel mühsamer erarbeiten müsste. Blogs können – auch heute noch – nicht nur unterhaltsam, sondern auch nützlich sein. Das hat sich nicht verändert.
Wie sieht nun mein Fazit aus? Wie geht es weiter? Ich bin mir nicht sicher. Was ich zumindest gelernt habe: Blogs sind auch heute noch ein wichtiger Bestandteil des Internets. Einzig das finden der Blogs, welche einem persönlich einen Mehrwert bieten, ist viel komplexer geworden. Das Grundrauschen, der Sumpf aus kommerzialisierten Einheitsblogs ist viel größer geworden. Darin die Perlen zu finden, ist nicht nur anstrengend, sondern auch sehr zeitintensiv und frustrierend. Hier bedarf es einen kühlen Kopf, um nicht zu dem voreiligen Schluss zu kommen, das Bloggen wäre tot.
Moin,
ganz am Anfang einmal: Ich fühle mit dir, was die Internetversorgung angeht. Mittlerweile wohne ich zwar wo, wo es „normales“ DSL gibt, aber ich kenne den Zustand mit gedrosselten und begrenztem LTE leider nur zu gut. Das kann einem den letzten Nerv rauben… trotzdem Glückwunsch zum Haus. Wenn es dann irgendwann auch wieder eine ungedrosselte Flatrate gibt, ist die Freude umso größer.
Zu den Blogs: Gerade deinem letzten Absatz kann ich nur komplett zustimmen. Blogs zu finden, die tatsächlich noch Inhalte präsentieren (und nicht von Selbstständigen betrieben werden, die versuchen ihren Online-Kurs zu verkaufen) wird immer schwerer. Aber wenn man sie dann im Feedreader hat, begeistern sie einen immer wieder aufs neue. So geht es mir zumindest.
Die alte/klassische Blogroll existiert dazu übrigens auch noch. Meine Linkliebe-Artikel sehe ich einfach als Ergänzung dazu, da die Empfehlungen bei Twitter zu schnell untergehen. Auf dem Blog bleiben sie bestehen und viele Artikel sind ja auch noch einigen Monaten noch interessant.
LG Lexa
Ja, das stimmt: „Hat man sie erst einmal im Feedreader, dann erfreuen sie oder überraschen einen immer wieder aufs neue.“ Aus diesem Grund werde ich mich auf ein Neues umsehen und etwas stöbern. Gerade eben bin ich über einen Blog gestolpert, welcher zumindest eine witzige Reihe an Aktionen gelistet hat. Vielleicht beteilige ich mich einfach mal wieder an solchen Aktionen, um daraus etwas Motivation zum Schreiben zu schöpfen. LG Christian